SOLWODI +++ Aktuell
SOLWODI Aktuell Nr. 174 vom 04.07.2025
Prävention für gesellschaftlichen Frieden und eine gewaltfreie Gesellschaft

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Interessierte,
letzte Woche waren wir beim Deutschen Präventionstag in Augsburg. Dort haben wir mit Expertinnen und Experten aus gemeinnützigen Organisationen, Polizei, Politik, Gemeinden und Kirchen diskutiert – worüber? Darüber, dass gesellschaftlicher Frieden mehr ist als nur die Abwesenheit von Krieg. Denn auch hier in Deutschland erleben Menschen Tag für Tag Gewalt.
Der Deutsche Präventionstag ist der jährlich stattfindende und weltweit größte Fachkongress für Gewalt- und Kriminalprävention. Er widmet sich jedes Jahr wechselnden Schwerpunktthemen – dieses Jahr stand er zum 30. Jubiläum unter dem Motto „Prävention und gesellschaftlicher Frieden“. Am 23. und 24. Juni 2025 fand der Kongress erstmals in Augsburg in der Messe statt, begleitet von öffentlichen Mitmachaktionen in der Augsburger Innenstadt.
Unser Team der Fachberatungsstelle in Augsburg war mit einem Infostand, Videos und vielen Gesprächen vor Ort – und hat dabei besonders über Prostitution und die sogenannte Loverboy-Methode informiert. Denn auch Aufklärung und öffentliches Bewusstmachen sind wichtige Teile der Prävention. Ein riesiges Dankeschön an die Augsburger Kolleginnen für ihren großartigen Einsatz!
Was können Kommunen präventiv gegen Gewalt in der Prostitution tun?
Die Augsburger Kolleginnen sind auf dem Kongress auch der Frage nachgegangen, was Kommunen eigentlich präventiv gegen Gewalt an Frauen tun können. Denn es braucht verschiedene Ansätze und Akteure und Akteurinnen, damit weniger Frauen in die Prostitution gezwungen werden und mehr Frauen aussteigen können.
Die Stadt Heilbronn hat zum Beispiel in einem Teil des Stadtgebietes Straßenprostitution verboten, wie die Leiterin des Ordnungsamtes der Stadt Heilbronn, Solveig Horstmann, berichtete. Sie zeigte aber auch die Konsequenzen auf, die das Verbot mit sich bringt: Aufsuchende Sozialarbeit sei nicht mehr wie gewohnt möglich ist. Diese Möglichkeit der Kontaktaufnahme ist aber wichtig, damit die Menschen in der Prostitution von Hilfs- und Ausstiegsmöglichkeiten besser erfahren.
Prostitution muss aber auch real eingedämmt werden, wenn Frauen keine kaufbare Ware mehr sein sollen. Präventive Ansätze zur Eindämmung der Nachfrage an Prostitution sind:
Druck auf Menschen, die Frauen in der Prostitution für sexuelle Handlungen kaufen, erhöhen (zum Beispiel durch Einführung des „Nordischen Modells“, nach dem Freier sich strafbar machen)!
Keine Werbung für Prostitution machen!
Kommunale Prostituiertenschutzkonzepte erarbeiten, die reale Verbesserungen für die Frauen in der Prostitution mit sich bringen!
Außerdem braucht es einen niedrigschwelligen Zugang zu gesundheitlicher Beratung für Menschen in der Prostitution, genauso wie niedrigschwelliges Informationsmaterial zum Ausstieg aus der Prostitution und zu Beratungsstellen.
Gleichzeitig muss das Thema in die Öffentlichkeit gebracht werden. Prostitution ist und bleibt, fernab von einschlägigen Kongressen wie dem Deutschen Präventionstag, nach wie vor ein Tabuthema. Oder wissen Sie, wer von Ihren Nachbarn und Nachbarinnen, Freunden und Freundinnen schon für Sex bezahlt hat? Die Statistiken sprechen für sich – jeder Mensch in Deutschland hat Nachbarn, Familie und Freunde, die das System Prostitution durch ihre Nachfrage stützen. Deswegen ist es uns ein Herzensanliegen, auf die immer noch bestehenden Gefahren und Gewalttaten aufmerksam zu machen, denen Frauen in Deutschland ausgesetzt sind.
Gewaltfreiheit ist ein Menschenrecht – trotzdem ist sie für viele Menschen noch keine Realität.
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Mit freundlichen Grüßen
Dr. Maria Decker, Barbara Wellner und Sr. Paula Fiebag