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SOLWODI Kenia

(Quelle: https://www.bing.com/maps?q=kenia&FORM=HDRSC4)

Unsere Projektstandorte in Kenia 2019

 

(Quelle: https://www.bing.com/maps?q=kenia&FORM=HDRSC4)

 

Legende:

 

A=       Mombasa, dort sind die Organisationen SOLWODI Kenya, SOLGIDI und

            OKOA SASA aktiv

B=       Malindi, dort ist die Organisation SOLWOGIDI Malindi aktiv

C=       Busia, dort ist die Organisation SOLWOGIDI Kisumu aktiv

D=       Butere, dort ist die Organisation SOLWOGIDI Kisumu aktiv

E=       Kisumu, dort sind die Organisationen SOLWOGIDI Kisumu und COGICHIS aktiv

F=       Eldoret, dort sind die Organisationen SOLWOGIDI Eldoret und SOLASA aktiv

 

Die Keniaberichte wurden in Zusammenarbeit mit den kenianischen Projektpartnerinnen Elizabeth Akinyi, Elizabeth Nyambura, Elizabeth Nafula, Agnes Mailu, Grace Odembo und Rebecca Lucale sowie den SOLWODI Deutschland e.V.-Mitarbeiterinnen Gudrun Angelis, Christine Leffler und Anja Wells zusammengestellt.  

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1.    Zur aktuellen Situation in Kenia 


Fast das ganze Jahr über waren die Menschen angespannt wegen der Präsidentschaftswahlen im August. Das öffentliche Leben kam kurz vor den Wahlen fast zum völligen Erliegen. Viele Familien zogen zurück in ihre Heimatregionen und Dörfer, weil sie dort Schutz vor ethnischen, gewaltvollen Konflikten suchten. Im August verliefen die Wahlen relativ friedlich, dafür sorgten auch viele engagierte Menschen aus dem Bereich der Zivilgesellschaft und Kirche, die öffentlichkeitswirksam auf friedlichen Lösungen beharrten. Diese Wahl wurde jedoch vom Obersten Gerichtshof annulliert, da Unregelmäßigkeiten aufgetreten waren. Damit kam es zu Neuwahlen, die das Land erneut in Aufruhr und Angst stürzten. Der Ton aller Beteiligten wurde schärfer, die Opposition rief zum Boykott der Wahlen auf. Am 26. Oktober kam es zu Neuwahlen, die Anfang November vom Verfassungsgericht als gültig anerkannt wurden und Kenyatta als Präsident bestätigten. Damit ist jedoch noch kein Frieden in Kenia eingekehrt. Bislang kamen etwa 100 Menschen bei Unruhen und Demonstrationen ums Leben. Unsere Projektpartnerinnen berichteten von ihrer Angst, selbst davor, ihre Häuser zu verlassen. Sie warten nun ab, bis sich die Lage hoffentlich wieder entspannt. Zur Zeit ist davon noch nichts zu merken, es wird gemutmaßt, dass internationale, unabhängige Berater*innen als Mediator*innen hinzugezogen werden müssen, damit das Land nicht in eine schwere Krise rutscht.  
Aber nicht nur die Wahlen hatten Einfluss auf die Bevölkerung und die Arbeit von unseren Partnerinnen. Das Jahr 2017 begann mit einem Streik der Ärzte, der bis März andauerte. Die Ärzte protestierten für mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen. Das hatte fatale Auswirkungen für viele kranke Menschen in Kenia, die schleppende bis gar keine medizinische Versorgung erhielten. 
Die sozio-ökonomische Situation in Kenia verschlechterte sich durch immer weitere Streiks zusehends. So streikten dann die Universitäten mit dem gleichen Forderungskatalog, danach die Krankenschwestern und ab September die Leiter der Krankenhäuser/Kliniken. Diese Streiks beeinträchtigten besonders die Arbeit unserer Partnerinnen und hatten Auswirkungen auf deren Klientinnen. Nicht nur, dass durch den Streik der Universitäten Lehrinhalte in kurzer Zeit schnell nachgeholt werden musste, besonders der Ärzte-, Krankenschwestern-, und Klinikstreik hatte auf die (Berufs-) Ausbildung der Klientinnen einen negativen Einfluss. Sie konnten ihren Stoff nicht richtig aufarbeiten und verloren viele Monate mit Warten auf das Ende des Streiks. Die Sozialarbeiterinnen führten in dieser Zeit viele Hausbesuche und Nachbetreuungen durch, um die Mädchen in ihrer zunehmenden Verzweiflung zu beruhigen. 
 

Im schulischen Bereich sind die Kosten für Schulgebühren weiter angestiegen. Es sind nun auch die ersten Auswirkungen seit den Reformen (Verfassungsänderung von 2010) spürbar. Bspw. müssen die Schüler*innen, die nach Abschluss der Sekundarschule auf ein College oder eine Universität wechseln möchten, nun eine staatliche Aufnahmeprüfung ablegen. Die Mädchen von SOLGIDI waren allesamt so gut, dass sie sich auf einem College oder einer Universität einschreiben konnten.
Auch die Lebensmittelpreise sind enorm angestiegen, da Kenia Anfang 2017 eine schwere Dürre erlebte. 23 von 47 Landkreisen waren schwer betroffen und konnten nicht genügend Lebensmittel produzieren bzw. beziehen. Drei besonders stark betroffene Landkreise lagen an der kenianischen Küste. Die Dürre trieb die Preise in utopische Höhen, auch das Maismehl, das zur Lebensmittelgrundlage in Kenia gehört, war nicht mehr bezahlbar. Das hatte besonders schwerwiegende Auswirkungen auf die sowieso schon unter der Armutsgrenze lebenden Menschen. Viele Familien und besonders Kinder litten an Unterernährung. Die Regierung griff ein und subventionierte Maismehl, so dass 2 kg "nur" noch 90 ksh kosteten. Zum Glück fiel gegen Ende des Jahres wieder genug Regen und die Ernte fiel reichlich aus. 
Auch die allgemeinen Lebensbedingungen haben sich verschlechtert. Mit Sorge beobachteten unsere Partnerinnen eine wachsende Kriminalitätsrate, auch die Politisierung der Kriminalität im Zuge der Präsidentschaftswahlen. Dieser Kriminalitätszuwachs beeinflusst und bedroht besonders die Kinder, und ihre Eltern wissen sich nicht mehr zu helfen. Gangs und kriminelle Banden rekrutieren gezielt jüngere Kinder, die mit Versprechungen auf ein besseres Leben gelockt werden. Hunger und fehlende finanzielle Ressourcen der Familien, die einen Schulbesuch ermöglichen könnten, führen dazu, dass die Kinder und Jugendlichen leicht zu Opfern dieser Masche werden. Einmal in der Kriminalität angekommen, ist es jedoch schwierig, sie dort herauszuholen und zu rehabilitieren.  
Die wachsende Armut treibt viele Jugendliche in die Kinderarbeit, darüber hinaus werden sexuelle Ausbeutung und Menschenhandel weiter begünstigt. Als besonders schlimm und verwerflich sahen es unser Partnerinnen an, dass sich die Politiker diesen Problemen nicht widmeten, um sie zu bekämpfen, sondern eher einen Nutzen daraus schlugen und instrumentalisierten. Sie (be-)nutzten die Angst der Eltern und brachten sie dazu, für ihre Kampagnen auf die Straße zu gehen und für den entsprechenden Präsidentschaftskandidaten zu werben. Viele Eltern taten das auch, ohne zu hinterfragen, was diese Kampagnenarbeit für Auswirkungen hat. Die Eltern versuchten alles zum Wohl ihrer Kinder zu tun, die sie zu schützen versuchten. Die kenianischen Partnerorganisationen verurteilen diesen Machtmissbrauch und führten viele Aufklärungsgespräche mit den Eltern durch, die dieses Jahr besonders hohem emotionalem Stress und Unsicherheiten ausgesetzt waren.  
 
 

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Bücher

Chronik_SOLWODI

30 Jahre SOLWODI Deutschland 1987 bis 2017 -

30 Jahre Solidarität mit Frauen in Not in Deutschland

 

Autorinnen: Sr. Dr. Lea Ackermann / Dr. Barbara Koelges / Sr. Annemarie Pitzl

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