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Und die Männer?

Anders Kristensen

Wenn über Prostitution gesprochen wird, stehen oft die Menschen in der Prostitution im Fokus. Die Freier, meist Männer, bleiben unsichtbar. Freierzitate in einschlägigen Foren belegen, dass es in der Prostitution nicht um Liebe oder Zärtlichkeit geht, sondern um Dominanz und Machtausübung. Durch den Kauf wird die Frau zu einem Gegenstand. Diese Haltung ist gefährlich, denn von Objekten wird nicht erwartet, dass sie Gefühle haben. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit sexueller Gewalt. Insbesondere wenn eine Frau in der Prostitution die Erwartungen des Freiers nicht erfüllt, gilt eine Vergewaltigung als unvermeidlich und legitim. Immer wieder hört man die Aussage von Männern, dass Prostituierte „unvergewaltigbar“ seien.

Mit der Objektifizierung und Konsummentalität geht einher, dass die Frauen entmenschlicht und auf bestimmte Körperteile, die vom Mann benutzt werden, reduziert werden. Die Frauen werden so ihrer Persönlichkeit und Würde beraubt. Die Sexkäufer empfinden die Frauen als „minderwertig“, da sie häufig arm sind und ethnisch marginalisierten Gruppen angehören. Rassistische und ethische Stereotypen spielen eine wichtige Rolle bei der Auswahl der Frauen. So nehmen manche Freier eine rassistische Hierarchisierung nach Hautfarbe vor, die durch entsprechende Filtermöglichkeiten in Onlineportalen unterstützt wird. 

 

Viele Freier bemerken durchaus, dass die Frauen in der Prostitution körperlich und psychisch leiden, dass sie keine Gefühle mehr zeigen können. Auch das Phänomen der Dissoziation wird - das zeigen zahlreiche Freierzitate - von ihnen beobachtet. Aber die Sexkäufer interessieren sich nicht für das Wohlbefinden der prostituierten Frau und offenbaren einen Mangel an Empathie.  Vielfach werden die Gewalt und das Leid in der Prostitution heruntergespielt, einige denken sogar, den Frauen etwas Gutes zu tun, indem sie ihnen Verdienstmöglichkeiten eröffnen. Bezeichnend ist der Fall einer ermordeten Prostituierten in Koblenz im Dezember 2023. Laut Medienberichten wies der Körper der Frau zahlreiche Knochenbrüche und Spuren körperlicher Gewalt auf. Haben die Freier, welche die Frau trotz ihrer Verletzungen empfangen musste, wirklich nichts davon bemerkt - oder wollten sie es nicht sehen?

 

Den Freiern ist laut Zitaten in den einschlägigen Foren durchaus bewusst, dass Menschenhandel und Zuhälterei in der Prostitution allgegenwärtig sind, und viele haben bereits Gewalt an Frauen beobachtet.  Umso unverständlicher ist es, warum sie kaum bereit sind, bei Verdacht auf Menschenhandel die Behörden zu informieren. Es sind nur wenige Anzeigen von Sexkäufern bekannt, obwohl wegen der Legalität der Prostitution eine solche Meldung kein rechtliches Risiko für die Männer darstellt – im Gegenteil, die Männer machen sich strafbar, wenn sie trotz besseren Wissens sexuelle Dienstleistungen von Betroffenen von Menschenhandel kaufen.

 

Auf den Zusammenhang von Prostitution und Pornographie macht Reem Alsalem, die UN-Sonderberichterstatterin für Gewalt gegen Frauen und Mädchen, aufmerksam. Die in Pornomaterial gezeigten Gewaltfantasien würden teilweise in der Prostitution ausgelebt und die Grenzen zwischen Sex und sexualisierter Gewalt verwischt. Es ist daher besorgniserregend, dass gerade Jungen bereits im frühen Teenageralter einen hohen Pornokonsum aufweisen.

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