Pressemitteilung: Internationaler Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung
Pressemitteilung am 04.02.2025
Internationaler Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung
SOLWODI fordert besseren Schutz für betroffene Frauen in Deutschland
Koblenz. Anlässlich des Internationalen Tages gegen weibliche Genitalverstümmelung am 06.02.2025 macht SOLWODI Deutschland e. V. auf die anhaltende Bedrohung aufmerksam, der auch Frauen in Deutschland ausgesetzt sind. Im vergangenen Jahr wandten sich 55 Frauen erstmalig an SOLWODI, weil ihnen die Verstümmelung ihrer Genitalien drohte. Weitere 48 Frauen waren bereits Opfer dieser grausamen Praktik geworden, als sie sich an die Frauenrechtsorganisation wendeten. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass weibliche Genitalverstümmelung (FGM) kein Problem ist, das ausschließlich auf andere Länder beschränkt ist – sie betrifft auch Frauen hierzulande unmittelbar.
Ein gravierendes Problem ist, dass weibliche Genitalverstümmelung in Deutschland nicht generell als Asylgrund anerkannt ist. Besonders Frauen, die bereits Opfer von FGM geworden sind, sehen sich oft einer erschreckenden Realität gegenüber. „Diesen Frauen wird nicht selten eine Gefährdung bei Rückkehr ins Herkunftsland abgesprochen, da ein zweites Mal aus Sicht des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge unwahrscheinlich sei“, berichtet Barbara Wellner, 2. Vorsitzende von SOLWODI Deutschland e. V. aus der praktischen Arbeit mit den Klientinnen. Doch das entspricht häufig nicht der Realität. Insbesondere in Regionen, in denen die schwerste Form der Genitalverstümmelung praktiziert wird – die vollständige Entfernung der äußeren Genitalien mit anschließendem Verschließen der Wundränder, sodass nur eine winzige Öffnung für Urin und Menstruationsblutung bleibt – kommt es oft zu erneuten Verstümmelungen, insbesondere im Falle einer Wiederverheiratung oder nach Geburten.
Zudem ist es für betroffene Frauen äußerst schwierig, über das Erlebte zu sprechen. Die Scham und das Trauma sind oft so groß, dass sie nicht in der Lage sind, ihre Erfahrungen bei der Asylanhörung konsistent wiederzugeben. Das kann dazu führen, dass ihr Asylantrag abgelehnt wird. Hinzu kommt das erhebliche Risiko einer Retraumatisierung, wenn Frauen gezwungen werden, ihre Geschichte immer wieder zu erzählen.
SOLWODI Deutschland e. V. fordert daher eine konsequente Anerkennung von weiblicher Genitalverstümmelung als Asylgrund sowie besseren Schutz für betroffene Frauen. „Es darf nicht sein, dass Frauen, die bereits FGM erlitten haben, in Länder zurückgeschickt werden, in denen sie erneut gefährdet sind“, betont Barbara Wellner. Zudem sind verstärkte Präventionsmaßnahmen und Aufklärungsarbeit in Deutschland notwendig, um gefährdete Mädchen frühzeitig zu schützen und Betroffenen dringend benötigte medizinische und psychosoziale Hilfe bereitzustellen.
Bild zur Meldung: Symbolfoto: Christoph Lodewick für SOLWODI. Das Foto darf für die Berichterstattung verwendet werden.