Fazit Prof. Dr. Gerhard Trabert Vorsitzender von "Armut und Gesundheit in Deutschland e.V.", zum „3. Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen“

11. 04. 2019

Ist es nicht eine Form von Sozialrassismus / Rassismus?!

 

Zunehmend ist der Begriff des „Sozialrassismus“, der in der heutigen Zeit immer wieder auftaucht, und das was mit ihm zum Ausdruck gebracht werden soll, von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Immer häufiger fordern, sich selbst als Leistungsträger der Gesellschaft bezeichnende Menschen, eine Art Oberrasse, die angeblich hohe Steuern zahlen und sich als Elite des Landes verstehen, das Recht auf Privilegien ein. Da sie die Finanzierung des Sozialstaates, und damit die Sozialleistungen für die Vertreter der Niedrigleistern, eine Art Unterrasse, erst ermöglichen würden, müssten ihnen auch größere Rechte zugesprochen werden. Zum Beispiel die Mitbestimmung bei der Verteilung von finanziellen Ressourcen des Staates, der eingenommenen Steuern, betreffend. Dieses Verhalten ist der Beginn eines praktizierten Sozialrassismus der zwangsläufig in einen generellen Rassismus münden wird.

Die Entwicklung zu einem gelebten Rassismus verläuft in verschiedenen Entwicklungsschritten. Zu Beginn steht häufig die Kategorisierung von Menschen, dann gefolgt von einer Stereotypisierung, Vorurteile werden generiert, dies mündet in eine Diskriminierung von Personengruppen und mündet schließlich in einer Dehumanisierung.

Geschieht dies nicht gerade auch mit Frauen die sich, wie dieser Kongress sehr eindrücklich gezeigt hat, aus Not, im Zuge von Gewaltanwendung und Gewalterfahrung, aus Armut, prostituieren um zu überleben? Ist das Akzeptieren dieser Form von Unterdrückung, von Demütigung, von Ignoranz, dem Zulassen, ja dem Fördern von Leid, Zerstörung bis hin zum Tod, eine moderne, bzw. schon immer gelebte Form des Rassismus, des Sozialrassismus von Männern gegenüber Frauen??

Dem müssen wir alle gemeinsam entschieden entgegentreten!

Und das Argument, das war schon immer so, lassen wir nicht gelten. Kurt Mart, Schweizer Philosoph und Theologe sagte einmal:

„Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin

und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.“

Wege entstehen dadurch, dass man sie geht, möchte ich dem hinzufügen!

 

Gerhard Trabert , 4.4.2019